1975
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Pierre Bourdieu, « L'ontologie politique de Martin Heidegger », Actes de la Recherche en Sciences Sociales, ID : 10.3406/arss.1975.2485
Die Politische Ontologie Martin Heideggers. Wie jede Aussage sind auch philosophische Aussagen das Produkt eines Ausgleichs zwischen einem Aussage interesse und der Zensur eines sozialen Feldes. Die Sprache Heideggers ist das Produkt einer Euphemisierung die es erlaubt, politische Phantasmen und Triebe auszudrücken, indem jene Ausdrücke, die im philosophischen Rahmen tabuisiert sind (z.B Fürsorge), in einen Zusammenhang gestellt werden, der sie unkenntlich macht. Die symbolische Gewalt, die die philosophische Sprache ausübt indem sie eine ehr furchtsvolle Arbeitsweise verlangt, die zur Anerken nung als philosophisches Werk dazugehört, setzt eine institutionalisierte kollektive Unkenntnis voraus, d.h die Gesamtheit jener sozialen Mechanismen, die die Reproduktion des Standes der Philosophieprofessoren und deren ethischer und politischer Einstel lungen garantieren. Wenn man einmal die Wege der philosophischen Alchimie dargestellt hat, kann man die Absichten des Werkes Heideggers durch eine Annäherung an die weniger euphemisierten Werke "konservativer Revolutionäre" (Junger, Niekisch, Möller van den Brück, usw.) definieren sowie die Regeln für die Veränderungen die das philosophische Feld seiner Zeit (v.a, die Konfrontation mit den Neu Kantianern aus Marburg) diesem Aussageinteresse auferlegt Das Werk Heideggers erscheint so als das Produkt eines Zusammenspiels der Inbesitznahme einer Position im philosophischen Feld und der ethischen und politischen Einstellungen, die mit einer besonderen sozia len Laufbahn zusammenhängen. So kann man die soziale Genese der Ontologie Martin Heideggers rekonstruieren, eine durch die philosophische Alchimie in eine Ontologie umgeformte politische Stimmung.