Handlungsspielräume von Frauen in Weimar-Jena um 1800: Sophie Mereau, Johanna Schopenhauer, Henriette von Egloffstein

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12 décembre 2005

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Julia Frindte, « Handlungsspielräume von Frauen in Weimar-Jena um 1800: Sophie Mereau, Johanna Schopenhauer, Henriette von Egloffstein », Digitale Bibliothek Thüringen, ID : 10670/1.8xj63x


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Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass Frauen nur innerhalb bestimmter Bereiche einer Gesellschaft wirkten und nur eingeschränkt am künstlerisch-literarischen Leben, an Bildung und Geselligkeit teilhaben konnten. Frauen waren jedoch nicht allein auf die ihr um 1800 zugeschriebenen Funktionen als Gattin, Hausfrau und Mutter beschränkt, sondern wirkten als Leserin, Rezipientin, Briefschreiberin, Schriftstellerin, Künstlerin und Organisatorin von bzw. Teilnehmerin an Geselligkeitskreisen. Dieses Phänomen trifft in besonderem Maße auf Weimar-Jena zwischen 1770 und 1830 zu: Frauen beteiligten sich am abwechslungsreichen geselligen Leben in beiden Städten. Innerhalb der unzähligen Geselligkeitskreise diskutierten sie über Kunst, Literatur und Wissenschaft. Sie lasen neueste literarische Werke und abonnierten eine oder mehrere jener Zeitschriften, die in Weimar und Jena verlegt bzw. herausgegeben wurden. Es war ihnen möglich, eigene Arbeiten zu verfassen und zu veröffentlichen. Außerdem intensivierten sie persönliche Beziehungen und knüpften neue sowohl private als auch berufliche Kontakte, um ihre Vorhaben zu verwirklichen. Die unterschiedlichen Handlungsspielräume von Frauen innerhalb des gesellschaftlichen und – damit untrennbar verbunden – künstlerisch-literarischen Lebens in Weimar und Jena standen im Mittelpunkt dieser Arbeit. Zu klären war, welche Handlungsspielräume den Frauen für eine Gestaltung des geselligen und literarisch-künstlerischen Lebens in beiden Städten konkret zur Verfügung standen und wie sie mit diesen umgingen. Gemeinsam war Sophie Mereau, Johanna Schopenhauer und Henriette von Egloffstein, dass sie in Weimar-Jena über die dominanten zeitgenössischen Vorstellungen von einem Frauenleben hinaus am gesellschaftlichen Geschehen teil hatten. Ihr Beispiel zeigt, dass sie in Weimar-Jena nicht allein auf den Bereich des Hauses verwiesen waren, sondern auch auf anderen Ebenen der Gesellschaft tätig werden konnten. Sie bildeten einen selbstverständlichen Teil des geselligen und künstlerisch-literarischen Lebens und nahmen darin sogar einen zentralen Platz ein. Sie konnten hinsichtlich dieser Tätigkeiten zwischen verschiedenen Alternativen wählen. Beeinflusst wurden sie dabei von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und individuellen Fähigkeiten, Erwartungen und Intentionen. Entscheidenden Einfluss hatten jedoch die sozialen Beziehungen, die von den Frauen in Weimar-Jena eingegangen wurden. Sie erwiesen sich als zentral für den Umgang der Frauen mit ihren Handlungsspielräumen, weil sie sowohl für die Tragfähigkeit der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen als auch für die Auswirkungen der individuellen Faktoren ausschlaggebend waren. Die Betrachtung der sozialen Beziehungen zeigte außerdem, wie eng die individuellen Faktoren und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen miteinander verbunden sein mussten, um wirksam zu werden. Damit ergaben sich Konsequenzen für die Handlungsspielräume der Frauen. Mit einem Ausbau der sozialen Beziehungen, der von der Einhaltung bestimmter Normen und Werte und dem individuellen Umgang mit diesen abhängig war, ging eine Erweiterung der Handlungsspielräume einher. Umgekehrt hatte der Verlust von sozialen Beziehungen Beschränkungen in den Handlungsspielräumen zur Folge. Über die sozialen Beziehungen war das Erkennen und die Nutzung von Handlungsspielräumen also an den Ort gebunden, an dem die Akteure lebten: Die Geselligkeitskreise und Beziehungs-netzwerke Weimar-Jenas, die sich durch verschiedene Profile auszeichneten, boten ideale Bedingungen für eine kontinuierliche Erweiterung der Handlungsspielräume. Entsprechend ihrer personellen Zusammensetzung und inhaltlichen Ausrichtung nahmen sie verschiedene Funktionen für die drei Frauen ein. Die verdichteten sozialen Beziehungen in Weimar-Jena hatten sich als eine Besonderheit erwiesen, von der die drei Frauen profitierten. Sie machten die Einmaligkeit des Ortes für Sophie Mereau, Johanna Schopenhauer und Henriette von Egloffstein aus, weil sie auf einmalige Art und Weise die Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten dieser drei Frauen förderten.

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