31 mai 2017
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Monika Salzbrunn, « Börse, Forum, Laufsteg: "Religiöse" Feste als Hybride », Serveur académique Lausannois, ID : 10670/1.sm4sdz
Gibt es "religiöse" Ereignisse? Oder sind nicht alle Zusammenkünfte, die anlässlich religiöser Praktiken organisiert werden, per se hybrid? Die Suche nach Gemeinschaft und der Bedarf nach Spiritualität sind nicht die einzigen Beweggründe zur Teilnahme: ein historischer Blick auf religiös definierte Gemeinschaften zeigt, dass viele klare marktwirtschaftliche Ziele verfolgen und gleichzeitig als Kontaktbörse für den Zugang zu politischer Macht fungieren. Schließlich sind religiöse Feste auch Bühnen, auf denen Repräsentationen des eigenen Status, der Familie, der Beziehungen und der Reputation etc. in Szene gesetzt werden. Welche Formen nehmen eine solche Kontakt- und Tausch-Börse, ein Forum für Informationen und Waren sowie ein Laufsteg für das Performieren von Zugehörigkeit und Bedeutung heute an? Im Rahmen eines vom Schweizer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaft durchgeführten Projektes zur "(Un)Sichtbarkeit des Islam im urbanen Raum" hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Monika Salzbrunn die Inszenierung von multiplen Zugehörigkeiten untersucht. Wir schlagen vor, anhand von Video- und Tonaufnahmen von Festen westafrikanischer Sufi-Bruderschaften in der Region um den Genfer See zu zeigen, wie vielschichtig die Wahrnehmungen und Performanzen des jeweiligen Ereignisses sind: eine Wahlkampfarena für den Botschafter, ein wichtiges Wirtschaftsforum für Stoffhändlerinnen aus dem Mittelmeerraum und eine transnationale Austausch- und Kontaktbörse für zumeist hochqualifizierte Senegalesinnen und Senegalesen. Schließlich ist das lokale Ereignis Teil eines translokalen Raumes, in dem Video-Aufnahmen von weiteren hybriden Ereignissen aus dem selben Beziehungskreis während des jeweiligen Festes projiziert werden.