2008
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Radu Harhoiu, « Dunărea de Jos în epocă romană târzie şi în epoca migraţiilor / Die untere Donau während der späten Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit », Materiale şi cercetări arheologice, ID : 10.3406/mcarh.2008.887
Das Gebiet der unteren und auch des mittleren Donauraumes liegt im extrem dynamischen Spannungsfeld der Beziehungen zwischen der römischen und barbarischen Welt, ein Umstand der nicht unbedeutend das so vielseitige archäologische Bildes dieser Räume geprägt hat. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage der Beziehungen zu den älteren archäologischen Ausdrucksformen der freien Daker, der Karpen oder der Sarmaten, deren Ende irgendwann in die zweite Hälfte des 3. Jhs. zu setzen ist. In der Moldau lassen sich die, durch vorherrschende Brand-(Urnen-oder Brandgrubengräber) und beschrenkte Körperbestattung von Kindern gekennzeichneten Gräberfeldern der Karpen von den Körperbestattungen der Sarmaten unterscheiden. Im Unterschied dazu kennzeichnet sich das zeitgleiche kulturelle Modell der freien Daker aus der Großen Walachei (die Chilia Militari Kultur), durch die ausschließliche Ausübung der Brandbestattung : Urnengräber und vor allem Brandgrubengräber, mit im allgemeinen ärmlichen Beigaben. Von beiden dakischen Modellen unterscheidet sich das sarmatische Kulturmodell durch die exklussive Körperbestattung in meist kleinen Gräberfeldern, durch die Spiegelbeigabe bei der Frau und die Waffenbeigabe beim Mann. Durch die Ausbreitung der Sântana de Mureş Kultur im Laufe der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts -hinweisend dafür C-2 zeitliche Funde aus dem Gräberfeld von Tîrgşor vereinheitlicht sich das Bild und das nicht im Sinne einer „ Dakisierung” oder „ Sarmatisierung” der Sântana de Mureş Kultur. Die frühvölkerwanderungszeitliche Entwicklung im norddonauländischen rumänischen Raum erlaubt eine, räumlich, intensiv unterschiedlich päsente dreiteilige Stufengliederung (D1-D3), mit gleitenden Übergängen von der einen zur anderen Stufe : in der Stufe D1 (Ausgang des 4.-Anfang des 5. Jhs.) treten neben Elementen der S-M-K, neue, bislang unbekannten Kulturelementen auf. Sie entspricht auch der letzten Phase der spätrömischen Festungen an der unteren Donau. In Stufe D2 (erste Hälfte des 5. Jhs.) werden die reiternomadisch geprägten Fundverbände vorherrschend. Stufe D3 (zweite Hälfte des 5. Jhs.) ist durch das langsame Abklingen des reiternomadischen und das Auftreten des ostgermanischen Einschlages im Fundstoff gekennzeichnet, der dann eine führende Rolle in der kulturgeschichtlichen Entwicklung des Karpatenbeckens gespielt hat. Weitgehend unterschiedlich ist das Bild im unteren Donaugebiet. Angefangen mit Anastasius und vornehmlich unter Justinian wurde der donauländische limes wieder restauriert. Im Zuge der Reorganisierung und Wiederherstellung des limes wurden auf dem nördlichen, kleinwalachischen Donauufer, nur die ehemaligen, Anfang des 5. Jahrhunderts zerstörten spätrömischen Festungen von Sucidava und Drobeta instand gesetzt, dazu noch die Festung auf der Insula Banului errichtet. Ursache dieser tiefgreifenden Maßnahmen war einerseits die justinianische Reconquista, andrerseits der Druck der im unteren Donaugebiet neu eingewanderten Barbaren, vornehmlich die aus den Quellen bekannten Slawen. Die Pression der slawischen Machstruktur war gewaltig und führte letztendlich am Ausgang des 6. oder Anfang des 7. Jahrhunderts, zum Zusammenbruch des byzantinischen Grenzsicherungssystems.