1981
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Jean-Baptiste Neveux, « Sur les routes océanes — Ballin et l’impérialisme maritime de l’Empire allemand », Revue d'Allemagne et des pays de langue allemande (documents), ID : 10.3406/reval.1981.2609
Ballin und die kaiserliche Seeweltmachtpolitik. Als Sohn eines dänischen Juden, der in Hamburg als Reederei-Agent tätig war, stieg der junge Albert Ballin (1857-1918) frühzeitig in das damals sich schnell entwickelnde Reederei-Gewerbe. Er wurde zum großen Mann der HAPAG und kam in Verbindung mit Wilhelm II. und mit dem kaiserlichen Hof. Ballin, der den Nationalliberalen und dem Alldeutschen Verband nahe stand, beurteilte aber die Weltlage recht nüchtern : solange das Deutsche Reich nicht stark genug war (die Annexion der belgischen und der französischen Nordseeküsten war eine Voraussetzung dafür), mußten gewisse Formen der Mitarbeit mit dem Vereinigten Königreiche gewahrt werden. Er vesuchte vergeblich, durch seine Verbindungen mit Juden aus Deutschland, die zu wichtigen Persönlichkeiten in England geworden waren, den deutsch-englischen Krieg zu verhindern. Er starb am 9. November 1918 — war es ein Selbstmord ? Auf jeden Fall brach in jenen Tagen in Hamburg die Welt zusammen, der Ballin sich verschrieben hatte — der Zusammenbruch dieser Welt wurde endgültig besiegelt zwanzig Jahre später, in der «Reichskristallnacht».