2002
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Jean-Marie Winkler, « Thomas Bernhard et l’Autriche : Kreisky, Waldheim et les autres », Revue d'Allemagne et des pays de langue allemande (documents), ID : 10.3406/reval.2002.5695
Das Verhältnis zwischen Thomas Bernhard und Österreich war stets ein schwieriges, wobei das politische und öffentliche Österreich dem “Nestbeschmutzer” immer wieder mit scharfen Attacken auch gegen seine Person entgegnete. Wenn Heldenplatz wohl als Musterbeispiel der Österreichbeschimpfung in die Geschichte eingehen wird, so zeichnet sich von Anfang an eine Konstante ab : Thomas Bernhard verurteilte nicht so sehr das Land als den Staat, sei dieser nun von der SPÖ regiert (Kreisky-Ära) oder von der grossen Koalition ÖVP-SPÖ (Waldheim-Ära). Neben den nationalen Mythen (“Opfertheorie”) galt die Kritik vor allem dem “österreichischen Modell” des Konsenses und des Proporzsystems, wo jeder Konflikt institutionnel unterbunden wird – was auf die Dauer dem Populismus Tür und Tor öffnet. Bernhards “Hass-Liebe” zu Österreich ist vor allem ein Appel, durch meisterhaft geschürte Provokation die Missstände anzuprangen und zu reformieren. Dass diese Mahnungen nur bedingt erfolgreich waren, liegt nicht am Skandalmacher, sondern an Österreich.