«Muss Theater sein?»: pertinence de la scène comme espace de réflexion sur l’identité collective dans le contexte contemporain

Résumé De

Die Behauptung, das Theater als Spiegel und zugleich Vermittler gemeinsamer Werte fungiere als Instanz einer kollektiven Identität, gehört wahrscheinlich zum Bereich der Gemeinplätze. Umso wichtiger ist es, deren Gültigkeit im zeitgenössischen Kontext zu hinterfragen. Die Darstellenden Künste sind eng verbunden mit dem Konzept der „Bildung“, die hier insbesondere im Umgang mit „Klassikern“ zum Ausdruck kommt. Diese Verbindung haben selbst die ideologischen und politischen Umwälzungen am Ende des 20. Jahrhunderts nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Gemeinhin wird die Funktion des Theaters als Instanz des gesellschaftlichen Zusammenhalts unter dem Modus der Vermittlung betrachtet. Während in Zeiten der Globalisierung sich der Begriff der „nationalen“ Kultur neu darstellt, wirft nicht zuletzt die heutige Informations- und Kommunikationssituation (Internet, neue Medien) ein neues Licht auf die Konzepte der Massen- und Hochkultur. Vor diesem Hintergrund gilt es, auch das Theater als Ort einer Konstruktion gesellschaftlichen Zusammenhalts mittels seiner Kontinuität zu befragen. Vor der Folie unterschiedlicher Dimensionen der „gesellschaftlichen Rolle“ des Theaters wird zu zeigen sein, inwiefern ein Ansatz des Bruchs oder gar Konflikts im Verhältnis zum kulturellen Erbe ein ebenso relevanter Modus ist wie jener der Vermittlung, um die iden titätsstiftende Funktion einer solchen Kulturinstitution zu erfassen. Diese Vorgehensweise macht es möglich, über die banale Affirmation einer dem oben benannten Kontext geschuldeten Krise hinauszuweisen, ohne dabei die ebenso banale Behauptung einer durch diesen Kontext bekräftigten Notwendigkeit des Theaters aufzugreifen.