2012
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Elisa de Halleux, « Le Kairos de Girolamo da Carpi ou la fusion imagée des traditions grecques et latines », Studiolo : revue d'histoire de l'art de l'Académie de France à Rome (documents), ID : 10.3406/studi.2012.867
Der Kairos des Girolamo da Carpi oder die bildliche Zusammenführung der griechischen und römischen Tradition ; Ein im Auftrag von Herkules II., des Herzogs von Ferrara, entstandenes Gemälde von Girolamo da Carpi stellt Das Glück und die Bube dar in Gestalt eines jungen Mannes, der sich auf einer Kugel über einem Felsen im Gleichgewicht hält, und einer jungen Frau zu seiner Seite. Auch wenn die Figur des Glücks die traditionellen Attribute des griechischen Kairos besitzt, erinnert sie ebenfalls an Dürers Fortuna und zeichnet sich durch einen Anflug von Weiblichkeit aus, der sie den weiblichen Darstellungen der Fortuna-Occasio annähert. Die Analyse der plastischen Entstehung dieser Figur beleuchtet den Proze des Entwurfs einer Allegorie in einem Kontext, der wegen seiner extremen Verfeinerung und seiner Kenntnis der antiken Muster und des philosophischen Denkens, insbesondere von Machiavel, bekannt ist. Die sexuelle Zweideutigkeit des Kairos könnte auf die Unentschiedenheit des Verlaufs des menschlichen Lebens anspielen und spiegelte derart eine bestimmte Weltanschauung wider, dies am Prozess ihrer Entstehung teilnehmend. Dieses Bild legt Zeugnis davon ab, wie sich das Bildliche gleichzeitig, aber auch in gewisser Weise unabhängig vom Geschriebenen definiert.