Tourismus und erotische Imaginationen des besetzten Paris: Französinnen und Deutsche während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1944

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5 mai 2018

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Bertram M. Gordon, « Tourismus und erotische Imaginationen des besetzten Paris: Französinnen und Deutsche während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1944 », Via, ID : 10.4000/viatourism.1725


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Dieser Essay beschäftigt sich mit den Intersektionen von Tourismus, Krieg und Erotik im besetzten Paris während des Zweiten Weltkriegs. Nur allzu oft wird Tourismus als ein Phänomen während Friedenszeiten betrachtet, jedoch können auch Kriege ihren eigenen Tourismus hervorbringen, so wie dies beispielsweise für die Aufenthalte der deutschen Soldaten im während des Zweiten Weltkriegs besetzten Paris der Fall war. Eine eigens dafür vorgesehene Einheit der Wehrmacht organisierte Reisen für Tausende junger Soldaten, von denen viele zuvor noch niemals ihre Heimatorte verlassen hatten. Die Zeit in Paris – für die Stadt hatte sich bereits ein eigenes imaginary der Sinnlichkeit durchgesetzt – eröffnete den Soldaten zuvor nie für möglich gehaltene Gelegenheiten für sexuelle Abenteuer, sowohl in ihrer Vorstellungskraft als auch in der realen Welt.Wenngleich sich erotische imaginaries von Historiker nur schwer nachzeichnen lassen, so bieten die Tagebücher des namhaften deutschen Offiziers und Schriftstellers Ernst Jünger doch einige Anhaltspunkte: Während er in Paris stationiert war, tourte Jünger durch die Stadt und hatte unterwegs mindestens einige sexuelle Zusammenkünfte mit ortsansässigen Frauen. Die vielen Liebesbeziehungen zwischen deutschen Soldaten und französischen Frauen hinterließen Zehntausende während der Besatzungszeit geborene Kinder. Andere Soldaten verkehrten mit Straßenprostituierten oder besuchten Bordelle, die von den deutschen Behörden akribisch reguliert wurden. Im Sexualverhalten und in den erotischen imaginaries spiegelten sich deutlich die zu der Zeit vorherrschenden Machtungleichgewichte wider.Nach der Befreiung Frankreichs 1944 ersetzten alliierte Truppen die Deutschen, jedoch blieben Machungleichgewichte weiterhin bestehen und der Erotiktourismus setzte sich fort. Mit der Befreiung gingen auch Anschuldigungen gegen „horizontale Kollaborateurinnen“ und französische Frauen einher, die beschuldigt wurden, Sexualbeziehungen mit Deutschen gehabt zu haben. In den französischen Dörfern und Städten wurden viele der Beschuldigten öffentlich vorgeführt, indem ihnen die Köpfe geschoren oder ihnen Schlimmeres angetan wurde. Darin drückte sich auch ein im Nachkriegsfrankreich vorhandenes Gefühl der zuvor erfahrenen Entmännlichung aus. In diesen verschiedenen Formen war Erotik mit Tourismus und Krieg verknüpft. Dieser Essay untersucht einige der vielen Ausdrucksformen der erotischen Empfindungen im besetzten Paris und versucht, durch die Thematisierung der komplexen Intersektionen von Tourismus, Krieg und Erotik eine weiterführende Erforschung dieser Verquickungen anzuregen.

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