5 août 2020
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Lina Rodenhausen, « »Ersatz-/Quasi-Religion« », Zeitschrift für junge Religionswissenschaft, ID : 10.4000/zjr.1303
Ersatz- und Quasi-Religion sind sowohl in Alltag und Medien als auch in der Wissenschaft häufig verwendete, aber wenig reflektierte und klar definierte Kategorien. Daher ist das Ziel dieses Aufsatzes die kritische Auseinandersetzung mit der Kategorie »Ersatz-/Quasi-Religion« auf Grundlage ihrer Historisierung. In Verwendung von u.a. diskurstheoretischen Ideen Ernesto Laclaus und Chantal Mouffes sowie der genealogischen Methode Michel Foucaults werden bei der Untersuchung einer Vielzahl von Veröffentlichungen zum Thema »Ersatz-/Quasi-Religion« Vorannahmen und Interessen hinter der Verwendung aufgedeckt. Durch historisch-kritische Rekonstruktion des Diskurses kann gezeigt werden, wie Einheit und Identität der Kategorie »Ersatz-/Quasi-Religion« erst durch Benennung und Wiederholung zu sozialer Realität materialisiert wurden und werden und, dass dabei Machteffekte eine entscheidende Rolle spielen. Außerdem ließ sich feststellen, dass die Kategorie zunächst von kirchlich-theologischer Seite in einer Situation von Konkurrenz und Angst hervorgebracht wurde, deren hegemoniale Schließung jedoch von anderen Disziplinen, v.a. der Religionssoziologie, übernommen wurde, um wiederum die eigene Stellung und ihre Konzepte schützen zu können. Abschließend wird für eine religionswissenschaftliche Untersuchung von »Ersatz-/Quasi-Religion« auf Grundlage der vorgeschlagenen Konzeptualisierung plädiert, wodurch auch Erkenntnisse zur Konstitution des Religionsbegriffs gewonnen werden können.