10 décembre 2015
Ce document est lié à :
info:eu-repo/semantics/reference/issn/1862-5886
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ , info:eu-repo/semantics/openAccess
Angelo Radmüller, « »Zur Germanisierung des Christentums« », Zeitschrift für junge Religionswissenschaft, ID : 10.4000/zjr.399
Ein Germanisches Christentum, wie es in protestantischen Milieus des Deutschen Kaiserreiches und der Weimarer Republik propagiert wurde, liegt heute im Raum des Unsagbaren und Undenkbaren. Erstens erfolgte nach der Kriegs-Niederlage 1945 durch Entnazifizierung und Reeducation eine erfolgreiche Neuformatierung des nationalen Diskurses im Sinne eines freiheitlich-demokratischen Verfassungspatriotismus, und damit eine Tabuisierung rassistisch-nationalistischer Aussagen über das »Deutsche Wesen«. Zweitens orientierte sich der Protestantismus der Nachkriegszeit an der Bekennenden Kirche und deren Heroen und Historiographie, also an den theologischen Gegnern des historischen Projektes der Germanisierung des Christentums. Dieser Artikel verfolgt Rhetoriken einer Germanisierung des Christentums von ihrem Aufkommen innerhalb der liberalen protestantischen Theologie des Kaiserreichs über ihre Popularisierung innerhalb nationalprotestantischer Milieus nach dem Ersten Weltkrieg bis zu ihrem Abklingen in der immer stärker radikalisierten Schlussphase der Weimarer Republik. Besondere Berücksichtigung erhalten dabei Orte der Festschreibung und Popularisierung von Wissen, insbesondere die erste und zweite Auflage des Handwörterbuchs »Die Religion in Geschichte und Gegenwart«.