1976
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Norbert Clauer, « Géochimie isotopique du strontium des milieux sédimentaires. Application à la géochronologie de la couverture du craton ouest-africain », Sciences Géologiques, bulletins et mémoires (documents), ID : 10670/1.0692bc...
Strontium-Isotopen Geochemie des sedimentären Bereiches. Anwendung am beispiel der Geochronologie der Plattform-Sedimente des Westafrikanischen Kratons. Diese Arbeit behandelt die Möglichkeiten zur Datierung von Mineralien sedimentärer Gesteine mit Hilfe der Rb-Sr Methode. Weiterhin werden verschiedene Anwendungsmöglichkeiten der Strontium-Isotopen Geochemie untersucht. Diese werden am Beispiel einer regionalen geochronologischen Studie von bisher undatierten aber als spätpräkambrisch eingestuften sedimentären Formationen des westafrikanischen Kratons erläutert. Um das Verhalten von Rubidium, Strontium und der Strontium -Isotope während der Entstehung dieser sedimentären Formationen zu untersuchen, wurden folgende wichtige geochemische Prozesse näher betrachtet : Verwitterung und damit verbundene Umwandlungsprozesse, Transport und Ablagerung, Diagenese und beginnende Metamorphose. Die Resultate dieser Untersuchung ermöglichten eine geologisch zuverlässige Deutung der geochronologischen Daten. I -Experimentelle Methoden. Es gibt bisher nur wenige geochronologische und isotopengeochemische Untersuchungen an sedimentären Gesteinen. Die dazu entwickelten Arbeitsmethoden sind wenig bekannt. Aus diesem Grund werden hier zuerst diese Arbeitsmethoden vorgestellt, wobei die detaillierte Beschreibung besonders auf die neu entwickelten Verfahren eingeht. II -Strontium-isotope im Bereich der Verwitterung. Das Verhalten von Rubidium, Strontium und der Strontium-Isotope wird zunächst an primären, durch die Oberflächenverwitterung beeinflussten Mineralien und dann an sekundären, bei der Verwitterung neugebildeten Mineralien untersucht. Während der Umwandlungsprozesse von Biotit und Glaukonit im Bereich der Verwitterung ist radiogenes Strontium 87 besonders mobil und verursacht dadurch in diesen Mineralien ein isotopisches Ungleichgewicht. Bei Mus-kovit wurde dieses Phänomen nicht beobachtet, und es scheinen keine chemischen Umwandlungsprozesse stattzufinden. In Feldspäten hängt das Verhalten der Strontium -Isotope weitgehend von der Art und Intensität der Verwitterung ab. Aufgrund dieser Ergebnisse lässt sich die Bewegung der Strontium-Isotope im Gesamtgestein während der Oberflächenverwitterung als eine Funktion der mineralogischen Zusammensetzung und der Art der geochemischen Umwandlung erklären. Das Strontium-Isotopenverhaltnis neugebildeter Minerale im kontinentalen Oberflächenbereich wie Kaolinit und Smectite, hängt weitgehend von der Natur der verwitterten Muttergesteine ab. Aus diesem Grunde kann man Strontium infolge seines variablen Isotopenverhältnisses aïs Indikator benutzen, um jene Gesteine zu identifizieren, von denen die neugebildete Tonminerale abstammen. Diese Bestimmung wird allerdings in kalkigen Bodenkrusten dadurch erschwärt, dass darin wiederholte Rekristallisation das ursprüngliche Strontium-Isotopenverhältnis weitgehend verändert. III -Strontium-Isotope im Sedimentationsbereich. In diesem Kapitel wird das Verhältnis der Strontium -Isotope im Wasser, in chemischen und klastischen Sedimenten untersucht, ferner in Sedimenten mit Anteilen von neugebildeten oder darin veränderten Tonminerale, sowie in Sedimenten im diagenetisch fortgeschrittenen Bereich. Meerwasser ist ein völlig homogenes Medium für Rubidium und auch für Strontium und seine Isotope. Hingegen hängt im Süsswasser der Rubidium-und Strontium -Gehalt, sowie das 87 Sr / 86 Sr Verhältnis von der chemischen Natur des vorliegenden Wasserbeckens und seiner Zufuhr ab. Strontium-Isotope ermöglichen das Erkennen geochemischer Austauschvorgänge im Porenwasser rezenter Sedimente, die zwischen dem wässrigen Medium und den Tonmineralien stattfinden. Minerale rein chemischen Ursprunges wie Karbonate, Sulfate, Phosphate, Salze und Oxyde enthalten Strontium, dessen 87/86 Isotopen-Verhältnis mit dem ihrer Umgebung identisch ist, da sie bei der Entstehung daraus freies Strontium aufnehmen. Stabile detritische Tonminerale sind ungeeignet für die Sediment-Datierung mit Hilfe der Rb-Sr Methode, gleichgültig ob sie in Süsswasser-und Verdunstungsbecken oder im Delta-und Ozeanbereich abgelagert wurden. Diese im Gitterbau unveränderlichen Minerale treten mit dem neuen Milieu in keinen geochemischen Austausch wodurch das für eine Datierung erforderliche isotopische Gleichgewicht nicht hergestellt wird. Trotzdem kann eine Isotopenanalyse dieser zugeführten Mineralien wichtige Aussagen für die Natur und Herkunft sedimentärer Gesteine liefern. Sie gestattet ausserdem einen Vergleich der verschiedenen isotopischen Entwicklung dieser stabilen Tonminerale. In einem Ablagerungsmilieu neugebildete oder darin veränderte Tonminerale können für Datierung benutzt werden. Die Rb-Sr Methode kann aber nur erfolgreich angewandt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Jedoch ist sie in jedem Falle auch ein nützliches Hilfemittel zur Untersuchung der Tonmineral-Genese. In dieser Hinsicht wird darauf hingewiesen, dass die für Datierungszwecke erforderliche Strontium Isotopen-Homogeneität von den geochemischen Vorgängen abhängt, die zur Bildung obiger Minerale führen. In neugebildeten Tonmineralien wird isotopisches Gleichgewicht sofort erreicht, da diese Minerale ihr Strontium aus dem umgebenden Milieu beziehen, entweder bereits zum Zeitpunkt der Ablagerung oder auch während der Früh-und Spätdiagenese. Geochemische Umwandlungen mit Isotopenaustausch können auch stattfinden, wenn detritisches Tonmaterial im neuen sedimentären Bereich verändert wird. Der Grad der erreichten Homogenisierung hängt davon ab, wie weit das detritische Material für eine Umwandlung geeignet ist, und wie intensiv und über welche Dauer solche Umwandlungen stattfinden. «Rekristallisierte» Tone verwenden bei ihrer Bildung, wie die Zeolite, direkt das von ihrem Muttermaterial freigesetzte Strontium. Die Unterscheidung zwischen stabilen detritischen und neugebildeten, veränderten oder «rekristallisierten» Tonmineralien in Sedimenten lässt sich nur durch mineralogische und sedimentologische Untersuchungen erreichen. Sandige und schluffige Schichten enthalten im allgemeine keine für Datierungszwecke geeignete syngenetische Tonminerale. Diese kommen vorwiegend in tonigen und mergeligen Sedimenten vor. IV -Strontium-Isotope im Bereich der niedrigen Metamorphose. Schon ab dem Bereich der sehr niedrigen Metamorphose (Anchimetamorphose) wird bei Tonmineralien das ehemalige Strontium-Isotopenverhältnis gestört, und die Metamorphosen Vorgänge lassen sich datieren. Hierbei wird das isotopische Gleichgewicht schon bei Temperaturen von ca. 250°C und Drucken unter 1 kb verändert. Nach den bisherigen Erfahrungen findet die neue isotopische Homogenisierung im metamorphen Milieu über grosse Entfernungen statt. Das Verhalten der Strontium-Isotope in polymetamorphen Gesteinen hängt von der relativen Intensität aller tektono-metamorphen Phasen ab. Die isotopischen Ergebnisse sind schwer zu interpretieren ; vielleicht ist es möglich, die Auswirkungen der einzelnen Phasen isotopischer besser zu bestimmen, wenn besonders die feinen Mineralfraktionen getrennt werden können. V -Geochronologische Untersuchung an Sedimenten der westafrikanischen Kratonbedeckung. Diese Untersuchung an vorwiegend ins obere Präkambrium eingestuften Sedimenten der westafrikanischen Plattform wurde an elf Formationen durchgeführt : sieben aus Mauritanien, zwei aus Mali und zwei aus Togo und Dahomey. Zusätzlich wurden zwei sedimentäre Abfolgen, davon eine niedrig metamorph, aus dem Hoggar Südalgeriens und eine, ebenfalls niedrig metamorph, aus dem Antiatlas Südmarokkos datiert. Die Resultate dieser Arbeit ermöglichen eine recht genaue zeitliche Rekonstruktion der sedimentären Entwicklung auf dem westafrikanischen Schild während des Spätpräkambriums. Zusätzlich kann man noch folgende Aussagen treffen : (1) Die infrakambrische Vereisung hat im Nordwesten des Schildes (Mauritanien) länger gedauert als im Südosten (Togo und Dahomey). (2) Die Geschwindigkeit der Sedimentation war während des gesamten Spätpräkambriums extrem schwach. Man beobachtet auch Sedimentationslücken. (3) Die stratigraphische Fortsetzung der Kratonbedeckung wurde jenseits des westafrikanischen Schildes von der Pan-Afrikanischen Orogenese erfasst. (4) Der Beginn der weiträumigen, spätpräkambrischen Transgression vor ca. 1000 m.J. wurde sehr wahrscheinlich nicht durch nennenswerte tektonische Vorgänge innerhalb des Schildes ausgelöst. (5) Einige Horizonte der Kratonbedeckung in Mauritanien und Mali waren einer spät-diagenetischen Umwandlung unterworfen. VI -Schlussfolgerungen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit haben gezeigt dass die Strontium-Isotopengeochemie erfolgreich bei der Untersuchung von bestimmten Mineralien des sedimentären Ablaufs eingesetzt werden kann. Darüber hinaus wurde die Unerlässlichkeit von mineralogischen und sedimentologischen Voruntersuchungen bei der Sedimentdatierung unterstrichen, und es liessen sich aufgrund der gewonnenen Ergebnisse die Bedingungen festlegen, unter denen Sedimentgesteine und Tonminerale mit Hilfe der Rb-Sr Methode datiert werden können. Tatsächlich ist es möglich, das Bildungsmilieu der Tongesteine durch Strontium-Isotopenanalyse von Karbonaten, Sulfaten oder Phosphaten zu charakterisieren. Weiterhin ermöglicht Strontium -Iso topengeochemie einen Einblick in die Bildungsvorgänge rezenter Tone die nur primäres Strontium enthalten dessen Isotopenzusammensetzung von der Natur ihrer Ausgangsgesteine abhängt. Letztlich kann man mit Hilfe der Isotopengeochemie die vier verschiedene Arten der Tonmineral-Genese im sedimentären Bereich untersuchen, nämlich Neubildung, «Rekristallisation», Umbildung und Entstehung aus detritischem Material, wobei das Verhalten der Strontium-Isotope jeweils vom Mechanismus der entsprechenden Mineralbildung abhängt. Neugebildete und «rekristallisierte» Tone haben sofortiges Isotopen-Gleichgewicht, während bei umgebildeten (veränderten) Tonen eine Tendenz in Richtung Isotopenausgleich festzustellen ist. Detritische Tonfraktionen reagieren nur in geringen Masse mit ihrer neuen sedimentären Umgebung und bleiben daher isotopisch heterogen. Die Unterscheidung zwischen obigen vier Tonmineral -Arten ist von fundamentaler Bedeutung tür jede geochronologische Studie sedimentärer Gesteine. Die ersten drei Arten sind prinzipiell für Datierungszwecke geeignet, während stabil detritisches Material nicht verwendbar ist. Jedes Datierungsprojekt sollte daher nötiger Weise mit einer mineralo-gisch-sedimentologischen Voruntersuchung beginnen, um für Datierungszwecke ungeeignetes Material auszuscheiden und nur die Proben auswählen, die eine Isotopen-Homogenisierung erfahren haben.