2015
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Bruno Bleckmann, « Christentum und nichtchristliche Religionen in nachjustinianischer Zeit: Das Zeugnis des Menandros Protektor », Collection de l'Institut des Sciences et Techniques de l'Antiquité, ID : 10670/1.0ndazh
Nur wenige Passagen können in den Überresten des Menandros Protektor ausgemacht werden, die die Thematik „Christentum und andere Religionen“ illustrieren. Sie genügen allerdings für die Feststellung, dass dieser in der Reichszentrale schreibende Autor selbstverständlich der Ideologie der Überlegenheit des Christentums verpflichtet war. Die Begrifflichkeit, die für Inhalte der christlichen Religion gewählt wird, spricht keineswegs für religiöse Indifferenz ebenso wenig wie die Passagen, die einer langen historiographischen Tradition folgen, die die Intervention des Göttlichen, etwa der Nemesis, in den Lauf der Geschichte aufzeigen. Die Darstellung der diplomatischen Beziehungen mit fremden Mächten, wo insbesondere bei Eidesleistungen fremde religiöse Vorstellungen zur Kenntnis genommen werden müssen, führt bei Menandros keineswegs zu einer Relativierung eigener religiöser Gewissheiten. Dass im orbis Romanus selbst sich das Christentum durchgesetzt hat, ist für Menandros selbstverständliche Gewissheit : die konfessionellen Spaltungen werden dabei in seiner Erzählung ignoriert. Anders als ein Autor wie Euseb von Kaisareia, der die Durchsetzung des christlichen Universalfriedens in greifbarer Nähe wähnt, weiß zwar Menandros, dass der definitive Triumph des Christentums außerhalb des orbis Romanus noch weit entfernt ist, wo insbesondere das Heidentum in seiner persisch-zoroastrischen Variante als mächtiger Gegenspieler wirkt. Der Historiker legt freilich dem späteren Kaiser Maurikios die Erwartung in den Mund, dass sich auch dort das bereits gut eingewurzelte Christentum letztlich in einem Kreuzzug durchsetzen wird.