1973
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Raymond Rauscher, « Recherches micropaléontologiques et stratigraphiques dans l'Ordovicien et le Silurien en France. Étude des Acritarches, des Chitinozoaires et des Spores », Sciences Géologiques, bulletins et mémoires (documents), ID : 10670/1.2d72a8...
In Frankreich wird das ältere Paläozoikum, das von der herzynischen Gebirgsbildung erfasst wurde, oft zu Unrecht als wenig geeignetes Material für die Erhaltung organischer Mikrofossilien angesehen. Die stratigraphischen Probleme sind dort zahlreich und komplex so dass das Aufsuchen von Mikrofossilien oft die letzte Zuflucht des Geologen ist um eine Lösung dieser Probleme zu finden. Ziel dieser Arbeit war es eine bessere Kenntnis der Acritarchen, der Chitinozoen und der Sporen des Ordoviz und Silur von Frankreich zu vermitteln, die ihre Verwendung zur Lösung der Probleme die sich dort stellen erlaubt. Die wesentlichen Ergebnisse, die dazu beitragen, lassen sich auf folgende Weise zusammenfassen : 1. Auswahl des Materials Die Bereiche in denen die Rekristallisation nicht den Grad der Anchizone erreicht hat bieten das am besten geeignete Material zum Aufsuchen der Mikrofossilien (Кар.Г). In dieser Hinsicht ist die Normandie eines der begünstigen paläozoischen Gebiete Frankreichs, hier sollten künftige Untersuchungen zum besseren V erständnis der Mikrofossilien fortgesetzt werden. 2. Kenntnis der Mikrofossilien Das Studium der Synklinale von May-sur-Orne hat die Beschreibung von Chitinozoen-Ketten ermöglicht, die von immer grösser werdenden Elementen gebildet werden und deren erste Kammern mit verringertem Ausmass durchscheinend und ohne inneres Gefüge sind. Diese Ketten lassen eher auf sich entwickelnde Organismen als auf Gelege schliessen. Diese Beobachtung ist ein neuer Beitrag zur Morphologie der Chitinozoen, die dennoch ein Rätsel für die Paläontologen bleiben (Kap. ПГ). 3. Stratigraphie der Mikrofossilien An ordovizischen und silurischen Serien durchgeführte Untersuchungen erlaubten, mehrere gut datierbare Mi-krofossilvergesellschaftungen zu beschreiben und ihre Hauptmerkmale aufzuzeigen : — Vergesellschaftungen im Tremadoc und Arenig der Montagne Noire (Kap. V) ; — Vergesellschaftungen im Llanvirn, Llandeilo und Caradoc der Synklinale von May-sur-Orne (Kap. VI) ; Vergesellschaftungen der Uebergangsschichten vom Ludlow zum Gedinne im Kohlenbecken Nordfrankreichs und des Pas-de-Calais (Kap. VII). Diese Resultate tragen zur Kenntnis der vertikalen Verteilung der Mikrofossilien bei, ganz besonders im Ordoviz, und unterstreichen ihren stratigraphischen Wert. 4. Räumliche Verteilung der Mikrofossilien Vergleiche zwischen Vergesellschaftungen verschiedener Gebiete Europas, Nord-Afrikas und Nord-Amerikas zeigen, dass die Mikrofossilien nach und nach Verbreitungsareale mit wechselnden oft noch unbestimmten Grenzen inne hatten. Das wird in dieser Arbeit an den Acritarchen des Tremadoc und den Chitinozoen des Arenig, Llanvirn und Unteren Silurs demonstriert. Künftige Untersuchungen sollten darauf hinzielen diese Areale genauer zu begrenzen und die Verteilung der Mikrofossilien zu erklären (Kap. VIII -IX). 5. Regionale Geologie Mit Hilfe der Mikrofossilien konnten mehrere Probleme der Regionalgeologie gelöst werden : — die Synklinale von May-sur-Orne ist ein typisches Gebiet zur Untersuchung des Ordoviz in der Normandie. Fünf aufeinanderfolgende Chitinozoen-und Acritarchenassoziationen konnten hier beschrieben werden. Man verfügt somit über eine neue Möglichkeit zur Lösung der stratigraphischen Probleme im Ordoviz dieses Gebietes (Kap. VI4) ; — eine erste Anwendung hat das Caradoc-Alter der «Série psammitique» im östlichen Teil der Synklinale von Montmartin bestätigt. Die Mikrofossilien begünstigen die Vorstellung einer verwickelten Tektonik dieser Synklinale (Kap. VT) ; — der erste Fund von Acritarchen in den «Pélites gréseuses à fragments polyédriques» der Synklinale von May-sur-Orne regt zu weiteren Untersuchungen in diesem Horizont an, der sich bis ins Cotentin hinaufzieht und dessen Alter noch unbestimmt ist (Kap. VT) ; — im silurisch-devonischen Bereich des Kohlenbeckens von Nordfrankreich und des Pas-de-Calais beginnt das Gedinne in der Tentaculitenzone ; das Problem der Grenze zwischen Silur und Devon ist in dieser Formation also gelöst ; — in den Bohrungen Caubon 101 und Avensac 101 im Aquitanischen Becken finden sich zahlreiche Chitinozoen auf welche bei Datierungsschwierigkeiten oft zurückgegriffen wird. Durch Untersuchung der mit den Chitinozoen assoziierten Acritarchen wurde es möglich, das Alter dieser Niveaus genauer festzulegen, die beide ins Ordoviz gehören (Kap. VIII) ; — vom Silur zum Devon wird die Sedimentation im Cotentin nicht unterbrochen. Die Gegenwart von Gedinne kann dank gleichzeitiger Untersuchungen an Acritarchen, Chitinozoen und Sporen belegt werden. Dies bekräftigt die Ansicht der älteren Geologen die zu dem Schluss gekommen waren, dass keine Schichtlücke zwischen Silur und Devon in dieser Gegend besteht und somit die kaledonische Gebirgsbildung nur einen schwachen Einfluss gehabt haben kann (Kap . IX) . Diese Arbeit lässt darüber hinaus weitere Folgen zu : 1) Die Vorteile gleichzeitiger Untersuchungen an mehreren Fossilgruppen im Hinblick auf eine Lösung stratigraphischer Probleme. Man vereinigt hier die gegenwärtigen Tendenzen der stratigraphischen Studien : die Notwendigkeit die Ergebnisse auf eine möglichst breite Basis zu stellen sowie die gleichzeitige Anwendung verschiedener und sich ergänzender Methoden. 2) Die Notwendigkeit sich in künftigen Arbeiten nicht nur mit einer einfachen Inventarisierung der beobachteten Formen zu begnügen, sondern die Hauptmerkmale der Vergesellschaftungen aus denen sie sich zusammensetzen anzugeben und die Beschreibungen nach genauen stratigraphischen Angaben vorzunehmen. 3) Die Notwendigkeit einer zusammenhängenden und gesicherten Systematik . Diese letzte Folgerung ist die wichtigste, die von den meisten Paläontologen verstanden wird ; bei den im Paläozoikum arbeitenden Mikropaläontologen scheint das jedoch nicht immer der Fall zu sein.