1977
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Frédéric Hartweg, « Les Églises évangéliques en RDA et leurs rapports avec le régime », Revue d'Allemagne et des pays de langue allemande (documents), ID : 10670/1.7n48lk
Die evangelischen Kirchen in der D.D.R. und ihre Beziehungen zu dem Regime. Die Selbstverbrennung des Pfarrers Brüsewitz hat in den evangelischen Kirchen in der DDR eine tiefe Beunruhigung ausgelöst, die zu einer Selbstbesinnung führte und Fragen aufwarf über die Bedingungen, unter welchen sie ihren Auftrag ausführen. Die Evangelischen Kirchen, einst Volkskirchen, werden immer stärker zu bekennenden Kirchen. Nach ihrer Trennung von der EKD behielten sie jedoch viele Wirkungsmöglichkeiten, z. B. im karitativen und ökumenischen Bereich. Eine «Erweckungsbewegung» scheint sich sogar unter gewissen Jugendlichen abzuzeichnen. Der Feuertod des Pfarrers Brüsewitz hat ebenfalls — und dies wird in den Kommentaren der SED-und CDU-Organe und in den Stellungnahmen der Kirchenleitung besonders deutlich — einen Widerspruch gezeigt zwischen der in der Verfassung verankerten Gleichberechtigung und der Benachteiligung von christlichen Kindern und Jugendlichen im Bildungssektor, selbst wenn diese von staatlicher Seite bestritten wird. Die evangelische Kirchenleitung hat erneut ihren Willen bekundet, «Kirche im Sozialismus» zu sein. Sie muß aber mit einem gewissen Mißtrauen der Gemeinden rechnen, die den schwierigen Weg zwischen Opportunismus und Opposition nicht immer verstehen. Die Kirchen wollen für mehr Klarheit bei ihren Entscheidungen und Erklärungen sorgen, und haben betont, daß die Verdrängung der Probleme nicht zu deren Lösung beiträgt. Sie haben auch daran erinnert, daß sie in ihrem stets angestrebten, schwierigen Dialog mit dem Staat als echte Partner betrachtet werden wollen, obwohl dieser, bei aller Betonung der Mitarbeit — im Namen des Friedens und des sozialen Fortschritts, wie es die CDU immer hervorhebt — nur allzu oft ihre Identität nicht wirklich achtet.