Mulnhusun, Mulnaim, Altsaalfeld und Graba - ein Beitrag zur frühen Namens- und Siedlungsgeschichte Saalfelds und seiner Umgebung

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2018

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Hans Schmigalla, « Mulnhusun, Mulnaim, Altsaalfeld und Graba - ein Beitrag zur frühen Namens- und Siedlungsgeschichte Saalfelds und seiner Umgebung », Digitale Bibliothek Thüringen, ID : 10670/1.9dxvuk


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Den Anstoß für die Untersuchungen, deren Verlauf und Ergebnisse in diesem Beitrag mitgeteilt werden, gaben zwei Fragen: Ist Mulnhusun im Breviarium sancti Lulli mit Mölsen zutreffend identifiziert? Wo lag Mulnaim, das im sog. Testament des Willibrord genannt wird? – Auf diese Fragen wird folgende Antwort u.a. fußend auf erkennbaren Regelmäßigkeiten im Brev. s. Lulli und auf einer anderen Lesart der Stelle im Willibrord-Testament entwickelt: Mulnaim = Mulnhusun = {Altsaalfeld, Graba}. Ausgehend von den physischen Bedingungen des Saalfelder Kessels wird auf die Zweiteilung in den Namen gebenden Teil im Tal und den Hof mit der weithin sichtbaren Kirche Araride auf der Höhe der Mittelterrasse der Saale eingegangen. In einem Erklärungsversuch wird erläutert, wie aus Mulnaim (726) = Mulnhusun (775-786) die curtis Salauelda (899) entstanden sein könnte. Die schriftlich überlieferte Geschichte Saalfelds könnte damit über 170 Jahre früher angesetzt werden. Im Beitrag wird dieser Zeitraum als Möglichkeit zu einem Einblick in die Siedlungsgeschichte genutzt. Deren Analyse erfolgt zwar gezwungenermaßen auf der Grundlage nichtschriftlicher Quellen, die aber den Vorzug besitzen, siedlungsspezifisch zu sein. So wird die, kaum noch genutzte, Gemarkungsanalyse herangezogen. Es wurden die Fortschritte der Toponomastik im produktiven direkten Kontakt mit dem Sprachwissenschaftler Karlheinz Hengst einbezogen. An einigen Stellen konnte auf Erkenntnisse der Altstraßenforschung zurückgegriffen werden. Schließlich erfolgte die Kombination dieser Quellen während der Analyse und bei der Darstellung ihrer Ergebnisse mit digitalen Systemen der Geographie. Für die Ergebnisse von zentraler Bedeutung ist das Erkennen einer Großgemarkung (GG) um den fränkischen Hof, die von wesentlich kleineren Anrainer-Gemarkungen umgeben ist. Aus der Untersuchung des Typus der Ortsnamen der Anrainer lässt sich schließen, dass spätestens in der 1. H. des 8. Jh. mit ersten slawischen Siedlungen im Umkreis der GG zu rechnen ist. Weitere Analysen und Rekonstruktionsversuche betreffen die Besiedlung des westlichen und des östlichen Vorfelds der GG, die Siedlungen innerhalb der GG sowie Wechselwirkungen zwischen der Besiedlung und einem alten NW-SO-Fernweg. Außerdem wird auf einzelne Abschnitte von Grenzen eingegangen. So auf die östliche Grenze des Güterkomplexes Mulnhusun et Remmidi et Růdolfestat, die mit der Wasserscheide Weira – Kötschau, die später die Sedes-Grenze zwischen Remda und Pößneck bildete, zusammenzufallen scheint. Der Gutsbezirk Mulnhusun ist von den Gutsbezirken Remmidi und Růdolfestat ganz offensichtlich durch eine Linie abgeteilt, die einem Abschnitt der 1071 genannten (westlichen) Grenze des Orlagaus entspricht. So scheinen spätere kirchliche und weltliche Grenzziehungen in dieser frühen Periode vorgeprägt zu sein. In einer Reihe abschließender Bemerkungen wird die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass über die Siedlungsgeschichte hinaus mit 726 und 775/786 zwei neue Stützpunkte ins Gespräch kommen, die bisher für die Saalfelder Geschichte nicht in Anspruch genommen werden konnten. Darüber hinaus ergeben sich neue Blicke auf die Kirchengeschichte (Erweiterung des Wirkungsraumes Willibrords, erste Nennung einer Kirche in Thüringen bereits 726) und auf das Wirken von Heden II. und Thietbald. Zumindest wird zwischen ihnen ein abgestimmtes, wenn nicht gemeinsames Vorgehen mit dem Missionsbischof sichtbar. Das wiederum könnte darauf hinweisen, dass beide ihre Machtbereiche in Thüringen abgesteckt hatten – der Erstere wirkte im Innern, der Letztere in der Grenzregion? Der Raum Saalfeld wäre jedenfalls Thietbald zuzuweisen.

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