'Jean Paul, Hölderlin und der Roman, den ich schreibe', Navid Kermanis Lektüre der Klassiker als Poiesis

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2019

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Emmanuelle Terrones, « 'Jean Paul, Hölderlin und der Roman, den ich schreibe', Navid Kermanis Lektüre der Klassiker als Poiesis », HAL SHS (Sciences de l’Homme et de la Société), ID : 10670/1.d5901a...


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Navid Kermani, deutscher Schriftsteller iranischer Herkunft, habilitierter Orientalist und Publizist, greift sowohl in seinem Roman Dein Name (2011) als auch in seinen im Frühjahr 2010 gehaltenen Frankfurter Poetikvorlesungen Über den Zufall auf zwei deutsche Klassiker ausführlich zurück: Hölderlin und Jean Paul. Dass er zwei prominente Schriftsteller im Umkreis der Romantik auswählt, ist alles andere als ein Zufall, gehören sie doch beide einer Zeit an, „in der Selbstbezüglichkeit und Selbstreflexion zum Ausgangspunkt von Literatur und Philosophie werden“ (Kermani). Eben dieses Potential beschäftigt Kermani in seinem schwer einzuordnenden Roman, der zugleich als Totenbuch, Tagebuch, Familienroman und Einwandererepos fungiert und in dem der Ich-Erzähler mit seinen zahlreichen Facetten eine zentrale Rolle spielt. Jean Paul und Hölderlin bieten der dialektischen Poetik Kermanis, die Weltliches und Heiliges gleichermaßen in Betracht zieht, als entgegengesetzte ästhetische Pole aufschlussreiche Reflexionsansätze. Lesen und Schreiben werden eng miteinander verwoben, denn Kermanis philologische Auslegungen und ihre Auswirkungen auf sein Schreiben, die in den Vorlesungen zentral sind, werden auch im Roman gespiegelt. Die Lektüre der Klassiker erscheint geradezu als Medium der poetologischen Selbstreflexion und der poetischen Produktion: „Der Roman selbst, den ich schreibe, bildet seine Poetik im Laufe der Lektüre von Jean Paul und Hölderlin aus.“ Wie dies gelingt, wird durch die Analyse der Interdependenz der Texte Kermanis und der Klassiker herausgearbeitet. Indem er seine Fiktion als poetologische Reflexion inszeniert, und dabei seine theoretische und praktische Aneignung der beiden Klassiker zum Gegenstand des Schreibens macht, erprobt er in seinem 1200-seitigen Opus die von der Romantik angestrebte Aufhebung der Grenzen zwischen Poesie und Poetik, Natur und Kunst, Diesseits und Jenseits. Die Gestaltung des Romans legt nahe, dass der romantische Begriff einer „progressiven Universalpoesie“ in Kermanis Roman experimentell auf die Spitze getrieben wird und so eine neue, moderne Form annimmt. Diese gilt es zu definieren.

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