2007
Cairn
Vincent Delecroix, « Critique de la conscience esthétique chez Kierkegaard et Gadamer », Études Germaniques, ID : 10670/1.dadfd6...
Hatte Gadamer erkannt, wie wichtig das Lesen von Kierkegaard für die Ausarbeitung seines Denkens war, so machte er jedoch in « Wahrheit und Methode » im Kapitel, das vom ästhetischen Bewußtsein handelt, keine Andeutung darüber. Jedoch könnte das wichtige Denken Kierkegaards über die Ästhetik dazu beitragen, die ausschlaggebende Rolle, die sie in der Bildung einer hermeneutischen Philosophie spielt, darzustellen : in beiden Fällen ist die Ästhetik die Basis, auf der das hermeneutische Denken fundiert und ausgearbeitet wird. Indem er die subjektivistische Neigung anscheinend betont, die laut Gadamer ihren Ursprung bei Kant hat (was er übrigens kritisiert), und dabei jede Ontologie des Kunstwerkes außer Acht läßt, ebnet er jedoch in der Kritik an der Romantik den Weg zur Hermeneutik und macht aus der Ästhetik das erste Stadium der Existenz. Somit erzeugt er eine echte Hermeneutik der Literatur. Auf der einen Seite wird das « ästhetische Bewußtsein » aus einer Bildungsphilosophie und aus den Formen des « sich Verstehens » als Daseinsbewegung entwickelt. Auf der anderen Seite ermöglichen die Kritik an dem ästhetischen Stadium und das Vorbild, das das wahre Verhältnis zum Wort bietet, dass Kierkegaard eine Ästhetik ausarbeitet, die über die Ästhetik selber hinausgeht und auf der Grundstruktur des Verstehens beruht. Die Hermeneutik der Literatur, deren Mittelpunkt die Frage nach der Wahrheit ist, ersetzt daher eine Ontologie des Kunstwerkes und bestimmt das philosophische Schreiben selbst. In diesem Prozess klärt und kritisiert sich das Denken von Kierkegaard und Gadamer.